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Wenn Chemie Vertrauen schafft: Die Rolle der Stabilisotopenanalyse in der Herkunftsüberprüfung

8 min.

In dem sich schnell verändernden regulatorischen Umfeld von heute ist die Überprüfung der geografischen Herkunft von Naturprodukten längst keine Option mehr – sie wird zunehmend zur gesetzlichen Pflicht. Die EU-Entwaldungsverordnung (EUDR), Maßnahmen zur Verhinderung von Zwangsarbeit sowie eine Welle neuer Sorgfaltspflichtgesetze verlagern die Beweislast: Importeure, Produzenten und Handelsunternehmen müssen nun nicht mehr nur erklären, woher ihre Produkte stammen, sondern dies auch nachweisen. 

Die Stabilisotopenanalyse (SIRA Stable Isotope Ratio Analysis) hat sich dabei als eines der effektivsten Werkzeuge erwiesen, um diesen Anforderungen gerecht zu werden. Ob bei der Herkunftsüberprüfung von Holz, Soja, Garnelen, Kaffee oder anderen Rohstoffen – SIRA bietet eine wissenschaftlich fundierte Methode, die Materialien mit den Umweltbedingungen verknüpft, unter denen sie gewachsen sind. Dieser Wandel – von Vertrauen zu Nachweis – verändert derzeit die Compliance-Strategien entlang der gesamten Lieferkette.

Herkunftsüberprüfung mit Hilfe von Chemie

SIRA misst die natürlichen Variationen in den Isotopenverhältnissen von Materialien – ein chemischer Fingerabdruck, der durch lokale Niederschläge, Bodenbeschaffenheit, Geologie und biologische Prozesse geprägt wird. Diese Isotopensignaturen werden von Pflanzen und Tieren gespeichert und bilden eine Verbindung zu ihrem Ursprungsort, die analysiert und mit verifizierten Referenzwerten verglichen werden kann.

Die Bedeutung glaubwürdiger Referenzdaten

Damit SIRA regulatorischer oder rechtlicher Prüfung standhält, müssen die Ergebnisse auf wissenschaftlich fundierten und umfassenden Referenzdatensätzen beruhen. Das bedeutet, dass Datenbanken mit Proben bekannter Herkunft aufgebaut werden müssen, die nach einheitlichen Protokollen gesammelt, mit validierten Methoden verarbeitet und so strukturiert werden, dass auch Nicht-Spezialisten die Ergebnisse nachvollziehen können.

Trotz der wissenschaftlichen Akzeptanz von SIRA als Werkzeug zur Herkunftsüberprüfung wurde ihre breite Anwendung über Jahrzehnte hinweg durch ein zentrales Nadelöhr eingeschränkt: den Mangel an zugänglichen, glaubwürdigen Referenzdatensätzen. Der Aufbau solcher Datenbanken erfordert traditionell hohe Anfangsinvestitionen, komplexe Infrastrukturen und langfristige Finanzierung. Infolgedessen blieb das Potenzial von SIRA oft ungenutzt – nicht wegen wissenschaftlicher Grenzen, sondern weil es an einem offenen Ökosystem verlässlicher Datenbanken mangelte.

Nun zeichnet sich jedoch ein Wandel ab: Neue Modelle betrachten Referenzdatensätze als gemeinsame Ressourcen statt als proprietäres Eigentum. Diese Modelle setzen auf Open Governance, transparente Methodik und Zusammenarbeit zwischen dem öffentlichen und dem privaten Sektor. Indem sie die Hürden für die Teilnahme senken und Referenzdaten leichter zugänglich machen, ermöglichen sie einem breiteren Spektrum von Interessengruppen, SIRA als zuverlässige, regulierungskonforme Technik einzusetzen.

Jane Saunders, Geschäftsführerin von World Forest ID

Replizierbare Modelle für sektorübergreifende Herausforderungen

Ein spannendes Beispiel für diesen neuen Ansatz ist World Forest ID (WFID) – eine gemeinnützige Organisation, die georeferenzierte Probensammlungen für forstwirtschaftliche Rohstoffe aufbaut. WFID arbeitet bei der Analyse dieser Proben mit zahlreichen Laboren weltweit zusammen, um sicherzustellen, dass die gewonnenen Isotopendaten reproduzierbar und kontextübergreifend verifizierbar sind.

Jade Saunders, Geschäftsführerin von WFID, beschreibt die Herausforderung so:

„Wir versuchen, Transparenz und Sicherheit in Einklang zu bringen. Wir wollen so transparent wie möglich sein, was die Herkunft und Nutzung der Daten betrifft, müssen aber gleichzeitig sicherstellen, dass wir den Menschen nicht versehentlich zeigen, wie sie das System ausnutzen können.“

Sie ergänzt:

„Unser Ziel ist nicht, die Daten zu kontrollieren oder langfristig zu monetarisieren. Wir wollen, dass Behörden, Zertifizierungsstellen und Unternehmen auf glaubwürdige wissenschaftliche Erkenntnisse zugreifen können. Wir sehen unsere Arbeit als Aufbau eines neuen globalen öffentlichen Gutes.“

Wichtig ist, dass dieses leistungsfähige Modell, das von WFID entwickelt wurde, nicht auf Wälder beschränkt bleiben sollte. Das gleiche Konzept aus gemeinsamen Protokollen, verteilten Labornetzwerken, transparenter Governance und soliden analytischen Grundlagen kann und sollte auch in anderen regulierten Sektoren Anwendung finden – zum Nutzen von Wirtschaft und Verbrauchern.

So kann SIRA beispielsweise im Lebensmittelsektor authentisch hergestellte Produkte wie Honig, Wein oder Whisky von Fälschungen mit falschen Herkunftsangaben unterscheiden. Im Wildtierhandel hilft SIRA, legal beschaffte Exemplare von illegalen zu trennen. In der kriminaltechnischen Untersuchung kann die Methode Ermittlern Hinweise auf die Herkunft von Schmuggelware liefern.

In all diesen Bereichen kann die Technologie von Elementar in Kombination mit einer transparenten, umfassenden Datenbanklösung die wissenschaftliche Grundlage schaffen, auf der Unternehmen nachprüfbare Herkunftsnachweise erbringen können.
 

Vertrauen, das weiterreicht

Daten sind nur dann glaubwürdig, wenn sie reproduzierbar sind. Laborübergreifende Validierungen, Blindtests und akkreditierungskonforme Methoden sind unerlässlich, um Vertrauen in die Ergebnisse aufzubauen.

Für Organisationen wie WFID bedeutet das, dass Teilmengen von Referenzproben an mehrere Labore geschickt werden, um die Reproduzierbarkeit zu prüfen.

Saunders erklärt:

„Wir schicken die Hauptcharge einer Probe an ein Labor und eine Teilmenge davon an ein zweites. Wir prüfen, ob beide Labore die gleichen Informationen aus dem gleichen Material gewinnen können – so stellen wir sicher, dass die Daten nicht nur in einem Labor präzise, sondern auch replizierbar sind. Die Akkreditierung nach ISO 17025 bietet dabei Sicherheit in Bezug auf technische Leistung und Rückverfolgbarkeit.“

Elementar unterstützt diesen Prozess mit Analysensystemen, die auf Präzision und Konsistenz ausgelegt sind, sowie mit Applikationsunterstützung, den Akkreditierungsanforderungen entspricht. Dadurch werden Labore befähigt, sich an globalen Referenzinitiativen zu beteiligen – ohne Kompromisse bei der Qualität einzugehen.
 

Ein Mitarbeiter von World Forest ID in Kamerun kennzeichnet Holzproben, bevor sie zur Untersuchung ins Labor geschickt werden.

Elementars Beitrag zur Demokratisierung der Herkunftsforschung

Elementar spielt eine entscheidende Rolle dabei, die Isotopenforschung im großen Maßstab für die praktische Anwendung nutzbar zu machen. Durch die Entwicklung von Analysensystemen, die für Routineeinsätze mit hohem Probendurchsatz ausgelegt sind, sowie durch Schulungen und Unterstützung bei Akkreditierungen helfen wir Laboren weltweit, moderne analytische Chemie praktisch, zugänglich und entscheidungsreif zu gestalten.

Ob in der Forstwirtschaft, der Lebensmittelregulierung, bei Zollbehörden oder Zertifizierungsstellen – unsere Partner verlassen sich auf reproduzierbare Daten, um den steigenden regulatorischen Anforderungen gerecht zu werden.

Durch unsere Unterstützung beim Aufbau und der Pflege von Referenzdatensätzen und die Gewährleistung der Interoperabilität zwischen Laboren senken wir die Hürden für eine zuverlässige Herkunftsüberprüfung in allen Branchen.

Warum das wichtig ist

Mit zunehmender regulatorischer Dichte und dem schwindenden Vertrauen der Verbraucher in Umweltverträglichkeitsversprechen und Nachhaltigkeitsaussagen bietet die Stabilisotopenanalyse (SIRA) einen objektiven Weg in die Zukunft. Sie macht Herkunft messbar und verlagert die Diskussion von bloßen Behauptungen hin zu nachweisbaren Fakten.

Ganz gleich, ob in Wäldern, landwirtschaftlichen Betrieben, Fischereien oder forensischen Laboren – gute Wissenschaft offen und kooperativ zu betreiben, ist heute eine praktische Notwendigkeit.

Durch die Unterstützung einzigartiger und innovativer gemeinnütziger Organisationen wie World Forest ID (WFID) trägt Elementar dazu bei, die Herkunftsforschung glaubwürdig und skalierbar zu machen.

Jade Saunders von WFID bringt es auf den Punkt:

„Wir betreiben Wissenschaft auf eine Weise, die das traditionelle kommerzielle Modell herausfordert – offen, transparent und zum Wohle der Allgemeinheit.“

Und genau das – so Saunders – ist letztlich das, was die Gesetzgebung verlangt und was der Planet braucht.

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